Leidest du unter Abstand?
Neulich habe ich mit jemanden telefoniert. Das Thema war Corona. Leidest du unter Abstand? Fragte ich ihn und er erzählte, dass sein Sohn nicht mehr zu Besuch kommen kann. Und ja, er leidet darunter. Warum kommt er nicht mehr? Er reist viel in der Welt und die Eltern sind ja im gefährdeten Alter…. Am Sommer war es kein Problem miteinander im Garten mit Abstand zu sitzen. Aber jetzt, drinnen geht es nicht. Und das, obwohl sie alle geimpft sind!!!
Er liess sich auf meine Frage nicht ein, was wäre, wenn er und seine Familie es riskieren würden sich ohne Abstand zu begegnen. Auch meine Frage, wovor er Angst hat, konnte er nicht beantworten. Was könnte am schlimmsten Fall passieren? – fragte ich ihn. Und er wechselte das Thema.
Die gleiche Woche hat mir eine Frau über ihr Erlebnis in einem Café erzählt. Ausser ihr sass nur noch ein Ehepaar dort. Sie sassen in einigen Meter Entfernung von ihr. Sie kamen trotz grossen Abstand ins Gespräch. Sie räsonierten miteinander und es entstand Nähe.
Hunger nach körperlicher Nähe?
Und was machen wir mit unserem Hunger nach körperlicher Nähe? Mit dem, oft noch aus der Kindheit zurückgebliebenen ungestillten Hunger berührt und angefasst zu werden? Vielleicht haben wir dies auch vor Corona nicht riskiert zu stillen? Und jetzt? Leidest du unter Abstand? Mehr? Oder weniger?
Die Nachfrage nach Gemeinschaften, zu einer Gemeinschaft zugehörig zu werden, hat sich seit der Corona Pandemie stark zugenommen. Es ist kein Wunder, denn wie Richard Beauvais schreibt:
„Wir sind hier, weil es letztlich kein Entrinnen vor uns selbst gibt. Solange der Mensch sich nicht selbst in den Augen und Herzen seiner Mitmenschen begegnet, ist er auf der Flucht. Wenn er es nicht zulässt, dass seine Mitmenschen an seinem Innersten teilhaben, gibt es für ihn keine Geborgenheit. Und wenn er sich fürchtet, durchschaut zu werden, kann er weder sich selbst noch andere erkennen. – Er wird allein sein.
Spiegel in unserem Nächsten finden
Wo können wir solch einen Spiegel finden, wenn nicht in unserem Nächsten? Nur in einer Gemeinschaft kann ein Mensch erst richtig klar über sich werden. Und sich nicht mehr als der Riese seiner Träume oder den Zwerg seiner Ängste sehen. Sondern als Mensch, der – Teil eines Ganzen – zu ihrem Wohl seinen Beitrag leistet. In solchem Boden können wir Wurzeln schlagen und wachsen. Nicht mehr allein, sondern lebendig als Mensch unter Menschen.“
Das ist weiterhin mein Anliegen mit meiner Forum- Serie in 2022! Siehe: „Forum des Mensch-Seins“. Leidest du unter Abstand? Wenn es dich zutrifft, riskiere es beim Forum berührt zu werden!
Ich wünsche dir viele berührende Begegnungen!
Herzlichst
Katalin